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Bootstransport mit Fahrrad

  • von KCZ-Autor*innen (Auch Ehemaligen)
  • 11 Juni, 2023

Auf der Panke von Karow durch Berlin

Bei nächster Gelegenheit wechsle ich auf die Autofahrbahn. Trotz der dort fehlenden Fahrradinfrastruktur. Dort rollt es einfach besser. Muss eben der Autoverkehr etwas mehr Rücksicht nehmen und gegebenenfalls erstmal hinter mir her zuckeln, bevor mit Überholung wieder in gewohnter Geschwindigkeit gefahren werden kann. Wenn die Radwege in solch miserablem Zustand sind, nicht mein Problem! Den schmalen, buckeligen „Schrottradweg“ auf dem Gehweg, hinter parkenden Autos und Bäumen versteckt, nutze ich jedenfalls nicht weiter. Mit diesem Fahrradanhänger und solcher Beladung bin ich ja auch nicht gerade sehr schmal. Auch wenn es jetzt zu dämmern anfängt und ich unerlaubter Weise kein Extrarücklicht am Hänger habe. Mein helles Rücklicht am Fahrradgepäckträger müsste aber zu sehen sein! Und die rot leuchtende Farbe des Kajaks auf dem Hänger tut ihr Übriges.

„Moment! KAJAK? Auf FAHRRAD-Anhänger???“, fragt ihr euch sicher.

Ja genau, richtig gelesen! Ich habe den Kajaktransport zum und vom Gewässer mit meinem Fahrrad und einem Anhänger gemacht.

„Und wie weit war das, zu welchem Gewässer?“, fragt ihr euch wahrscheinlich dann.

Na auf der Panke!

„Moment, -auf der Panke??? Ist die denn überhaupt paddelbar? Jetzt sind das schon zwei verrückte Sachen!“

Ja, es war auch eine sehr verrückte, bzw. abenteuerliche und sportliche Tour, komplett an einem Tag inklusive An- und Abtransports per Fahrrad. Ich bin also sehr viel Fahrrad gefahren. Und eben auch ein klein wenig gepaddelt. Auf der Panke, einem kleinen, aber durchaus auch gut strömenden Flüsschen durch Berlin. Ich hatte schon so lange davon geträumt. Und jetzt mit gutem Wasserstand im Frühjahr(über Mittelwasser) diesen Traum endlich mal in die Tat umgesetzt. Und ich bin mehr als begeistert. Ganz im Gegensatz zu den vielen Enten, die Reißaus vor mir nahmen. Jedenfalls ihrem meckerndem Geschnatter nach zu urteilen. Aber was soll‘s, allen kann mensch* es eben nicht recht machen! Wildtieren wahrscheinlich am allerwenigsten.

In Karow – wo ich die Panketour begann – gab es ein paar Schaulustige, die sich mit mir freuten und neugierig waren. Leider hatte hier die Panke noch nicht genug Tiefe, und ich rutschte einige Meter über den Grund, bis das schmale Gewässer noch etwas schmaler wurde, dafür aber auch etwas tiefer. Und ziemlich schnell kamen dann einige Zuflüsse, die der Panke noch mehr Tiefe gaben. Eine Spaziergängerin am Ufer begegnete mir, die verständnislos den Kopf schüttelte über meinen Anblick, aber naja, ich war ja sehr schnell weiter. Und verboten, auf der Panke zu paddeln, ist es ja nicht mehr (das war zu Mauerzeiten so, als sie die Grenze durchfloss), wie ich vorher gründlich recherchiert hatte.

Viermal musste ich insgesamt umtragen. Zweimal, weil Bäume, bzw. dicke Äste kombiniert mit Müll mir die Weiterfahrt blockierten, und ich keine Möglichkeit sah, drunter oder drüber hinweg zu kommen. Wer weiß, wie scharfkantig der Müll war. Und Umtragen bot sich an diesen Stellen irgendwie an. Und wo ich auch partout nicht durchkam und weit umtragen musste, war die Autobahnbaustelle an der A114. Das gemeine war: es war schlichtweg nicht einzusehen, ob die Stelle per Kajak passierbar war oder nicht. Denn kurz vor der Baustelle wurde die Panke scharf nach links geleitet und was hinter dieser Kurve kam, war bis kurz vor knapp nicht einzusehen. Und dort an der Kurve war dann die Strömung auch nicht zu unterschätzen, zudem war dort am Ufer auch schon alles eingezäunte Baustelle und nicht wirklich mehr einfach auszusteigen. Also stieg ich rund hundert Meter vorher aus und schaute mir das ganze erstmal vom Ufer aus an. Da die Baustelle aber großflächig abgesperrt war, war von dort auch nicht viel mehr zu sehen. Der befragte Bauarbeiter schaute mich verwirrt und fragend an. Als er auf meine mehrmalige Erklärung endlich verstand, wie und wo ich unterwegs sei, war er sich absolut sicher, dass ich dort nicht zu Wasser durchkommen würde. Also: Umtragen! Und ich hatte viel zu viel Zeug dabei. Das kleine Kurzboot war schwer wie Blei. Hätte ich doch mal einen kleinen Bootswagen eingesteckt und dafür anderen Krimskrams zu Hause gelassen… Nach den ersten Metern kam mir dann glücklicherweise eine Person mit Hund entgegen und fragte mich direkt, ob sie mir helfen könne. Was sie dann – als sie die eine Hälfte des Bootes bereits mitschleppte – aber wieder verfluchte, angesichts des Gewichts. Und ihr Hund war auch nicht begeistert, wie er kläffend kundtat... Ich hingegen hatte großes Glück den beiden begegnet zu sein, denn weiter alleine zu schleppen, wäre wirklich ziemlich anstrengend geworden.

Bis zum Pankebecken, wo der Nordgraben abzweigt, fließt die Panke grabenartig durch die Landschaft. Am Pankebecken trug ich dann auch wieder um, denn das Wehr war nach meinem Augenschein leider nicht befahrbar. Das Umtragen klappte hier aber ganz gut und war nicht weit. Anschließend ging es mit mehr Strömung weiter. Langsam wurde es auch urbaner, d.h. die Brücken wurden zahlreicher und langsam aber sicher wuchsen die umliegenden Häuser immer weiter in die Höhe. Durch einiges Geäst musste ich manövrieren. Das klappte meistens ganz gut, auch wenn ich merkte, dass mir die Übung fehlte. Und dann war ich im ersten Kanal. Der war so schmal, dass das Paddel nicht quer hineinpasste. Also beließ ich es bei kleinen Steuerschlägen und hielt es möglichst längs, d.h. parallel zum Kajak. An einem Schulhof kam ich unterhalb vorüber und wurde offensichtlich nicht bemerkt. Schon witzig, wie sich die Panke hier durch die Hinterhöfe und Gärten schleicht. Und dann kam die erste niedrige Brücke. Bzw. die Fußgängerbrücke wäre hoch genug gewesen, wenn da nicht noch so ein tiefliegendes Rohr unter ihr geführt worden wäre. Und hier inzwischen mitten in einer Kleingartenanlage, konnte ich auch nicht einfach so umtragen! Zum Glück passte ich geduckt gerade so drunter hindurch. Und so war ich dann auch schon im Schlosspark Niederschönhausen, dem schönsten Teil der Panke. Beginnend mit einer schäumenden neu gebauten Fischtreppe direkt am – wie immer – gut besuchten Kinderspielplatz. Uff, spannend! Aber wie, bzw. wo fahre ich diese Wasserschwellen am besten hinunter? Ich ließ mich so dicht wie möglich herantreiben, es sah aber überall genauso schäumend und stufig aus. Also nahm ich Anlauf und rutsche mit Schwung hinunter (mit Grundberührung), bestaunt von einigen Passant*inn-/en, auch einigen begeisterten Kindern. Überhaupt schien gerade die Zeit zu sein, von der Kita abgeholt zu werden. Ich begegnete immer wieder Eltern mit Kindern, die mich als erstes entdeckten, und so staunend ihren Eltern davon berichteten, dass diese oftmals nochmal umdrehten, um zu sehen was dort auf der Panke los sei. So ein Kajak schwimmt dort eben auch nicht alle Tage! (: Und als ich dann in einer dieser Situationen auch noch plötzlich unter der nächsten tiefen Parkbrücke „hindurchschlüpfte“ war das Staunen gleich noch größer. Nach dem Schlosspark ging es durch das nächste kanalartige Flussbett, entlang von Hinterhöfen und Gärten, bis ich dann unter der nächsten Straßenbrücke hindurch in den Bürgerpark gelangte. Hier verläuft der Fluss wieder sehr Grabenartig und geradlinig. Aber auch hier wurde ich von Spazierenden bewundert und von auffliegenden Enten „ausgeschnattert“.

Auf dem ehemaligen Mauerstreifen befindet sich jetzt auf der einen Seite der Kinderbauernhof Pinke Panke und ihm gegenüber ein großes Panke-Überlaufbecken. Auch heute war es leer, denn so viel Wasser in der Panke war es zum Glück nun auch wieder nicht. Unter der S-Bahnbrücke flüchtete ein Graureiher und dann war ich auch schon im Wedding. Allerding war hier der Wasserstand kurz vorher noch höher! Die Wiesen oberhalb der Spundwände am Ufer waren noch ziemlich durchnässt und liefen so weit möglich in die Panke ab. Interessant, war hier wohl vor mir gerade eine hohe Welle durch…?

Im Wedding wurden die Uferspundwände Stück für Stück immer höher, aber dafür auch teilweise schön verklinkert, und der Flusslauf ist trotz des kanalartigen Flussbettes immer wieder verspielt kurvig. Am Luisenbad nahm ich einen im Gestrüpp verfangenen klassischen Basketball an Board. Dort nützte er ja auch niemenschen etwas..!

Weiter ging es unter der Badstraße hindurch und dann an den Uferhallen vorbei. Gefolgt vom Park am Amtsgericht auf der anderen Uferseite. Schon witzig diese Gegend, die ich bisher nur vom Ufer her kannte, direkt vom Wasser aus zu sehen. Unter einigen weiteren Straßenbrücken ging es hindurch und dann an der Wiesnburg (dem ersten ehemaligen Obdachlosenheim Berlins) und den Gerichtshöfen vorüber. In regelmäßigen Abständen fielen mir hier vermehrt Ruhesuchende auf, die still am Ufer sitzend in die Fluten der Panke blickten. Und auch hier Kinder mit Eltern, die mich staunend bewunderten. Dann kam doch tatsächlich nochmal eine Staustufe, ich hörte sie schon von weitem. Das gemeine war: Sie war direkt am Ende der Schönwalder Brücke. D.h. vom Ufer her einschätzen ging nur von der Brücke aus. Und dann müsste ich vor der Brücke raus und dort waren hohe Uferwände. Ich ließ mich also wieder so nah wie möglich herantreiben, aber konnte nicht entdecken, ob und wenn ja wo die Stufe befahrbar war. Also kämpfte ich mich gegen die Strömung zurück vor die Brücke und fand dort eine Leiter an der dortigen Pegelmessstation. Doch: An dieser Wand aussteigen und während des Hochkletterns der Leiter das Boot mithochnehmen, zwei Meter die Wand hinauf? Aber ich hatte keine andere Wahl! Mit etwas Anstrengung und Geschick schaffte ich es gut und schaute mir dann von der Brücke erstmal die Staustufe an. Okay, direkt in der Mitte gibt es eine schöne befahrbare Welle. Aber das Kajak jetzt wieder die zwei Meter zu Wasser lassen, war nun auch keine Option mehr. Zudem wäre in ca. 200 Metern die Tour sowieso zu Ende gewesen, denn dort kommt dann das sogenannte Rechenwerk, welches mit einem Gitter alles Treibgut aus der Panke filtert, bzw. „recht“ damit dies nicht die folgende Untertunnelung verstopft. Dort hätte ich kurz vorher zwar wesentlich komfortabler aussteigen können an einer Rampe, aber den Komfort brauchte ich jetzt auch nicht mehr.

Ich zog mir frische Klamotten an, leerte das Kajak und schloss es mit einem Kettenschloss an das nächstgelegene Straßenschild an. Mit der S-Bahn holte ich mein Fahrrad und den Hänger nach, lud an der Schönwalder Brücke das Kajak wieder auf und machte mich auf den Weg zurück nach Haselhorst. Was für eine schöne, abenteuerliche Tour war das! (:

Inzwischen ist es komplett dunkel geworden. Aber ich bin ja auch fast wieder am Kanu Klub. Dann muss ich nur noch die 15 km nach Hause radeln. Der Autoverkehr ist mit mir geduldiger als befürchtet und ich komme wieder wohlbehalten mitsamt Fahrrad und Boot im Zugvogel an.

Insgesamt waren es dann über 80 km auf dem Fahrrad an diesem Tag. Und 12,5 km auf der Panke.

Danke an den ehemaligen Vereinskameraden für’s Verleihen seines Kajaks! Das war wirklich trotz des weiten Weges eine super Idee und Angebot! (:

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